Gesundes Kindertraining

Kinderleichtathletik-Training = Gesundes Kindertraining

Der Trainer

Trainer werden durch das Vereinstraining auf eine bestimmte Zeit mit ihren Kindergruppen verbunden und gehen dabei eine (pädagogische) Beziehung ein. Dadurch haben die Trainer die große Chance, aber auch die verantwortungsvolle Aufgabe, junge Menschen auf dem Weg ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und zu begleiten. 
 

Anforderungen an Trainer

Trainer – die in der Regel nicht über eine pädagogische Ausbildung verfügen – sollten in der Kinderleichtathletik neben der sportfachlichen Qualifikation zahlreiche Voraussetzungen mitbringen, um ihrer Aufgabe, den Entwicklungsprozess der Kinder positiv zu begleiten, gerecht werden zu können. Pädagogische und psychologische Fähigkeiten Um mit ihren Bemühungen Erfolg zu haben, sollte das Verhältnis der Trainer zu den Kindern auf einer Vertrauensbasis beruhen und sie sollten in der Lage sein, Kinder und Jugendliche zu begeistern. Zu den wichtigsten Grundpfeilern dieser Partnerschaft gehört daher eine emotionale Verbundenheit, die auf Verständnis, Wohlwollen, Entgegenkommen und eben Vertrauen basiert. Zudem sind die jungen Sportler als Individuen wertzuschätzen und – mit all ihren Eigenarten – so anzunehmen, wie sie sind. Die Kinder als Persönlichkeiten zu respektieren und ihre Würde sowie ihre körperliche und seelische Unversehrtheit sicherzustellen – diese Grundsätze stehen über dem „Produkt“ der sportlichen Leistung. Dabei hat der Trainer seinen schutzbefohlenen Sportlern gegenüber stets die notwendige Distanz zu wahren.
 

Der Trainer als Autoritätsperson

Trainer sollten ihre Führungsrolle nicht nur erkennen und annehmen, sondern diese ggf. auch durchsetzen. Dabei sollten sie stets Vorbild sein und die Regeln und Normen des Sports vorleben. Die dazu notwendige Autorität, die durchaus Zeit, Engagement und Idealismus erfordert, ist auch verbunden mit der Fähigkeit, etwas zurückzutreten, wenn sich der heranwachsende Mensch einen neuen Bereich der Selbstständigkeit erschließt oder eigene Entscheidungen trifft.

Autorität umfasst dabei drei Bereiche:

  • Funktionale Autorität: Der Verein überträgt dem Trainer eine Aufgabe (i. d. R. vertraglich festgelegt und honoriert).
  • Fachliche Autorität: Fachwissen durch Aus- und Fortbildung sowie eigenes Können in der Leichtathletik (oder auch in anderen Sportarten) versetzen den Trainer in die Lage, die Kinder mit den Inhalten der Leichtathletik vertraut zu machen, wobei diese auf seine Fachkenntnis vertrauen und sie anerkennen.
  • Persönliche Autorität entsteht, wenn der Trainer Authentizität und Souveränität ausstrahlt, sich in andere hineinfühlt, Achtung, Geborgenheit und Wärme gibt und das vorlebt, was er von anderen fordert, also ein Vorbild ist.

Das Kind – ein Individuum

Das Kind im Spannungsfeld verschiedener Rollenerwartungen


In der „Erziehungsgemeinschaft Trainer – Sportler“ sind die Kinder – bzw. jedes einzelne Kind – der wichtigste Faktor. Dabei ist zu beachten, dass die Kinder in vielen unterschiedlichen Konstellationen aufwachsen und zahlreiche andere Personen wich - tige Akzente in der Entwicklung setzen: Eltern und Geschwister in der Familie, Erzieherinnen und Erzieher in der Kita, Lehrerinnen und Lehrer in der Schule. Und auch in der Freizeit erfolgt eine Prägung über weitere Akteure, z. B. in der Musikschule, in Gruppenstunden bei unterschiedlichen Trägern, in Trainingsgruppen weiterer Sportarten oder beim Treffen mit Freunden. In jeder Gruppe nehmen die Kinder eine eigene (mehr oder minder wichtige) Rolle ein und haben jeweils unterschiedlichste Rollenerwartungen zu erfüllen. Dabei stehen sie vor der großen Herausforderung, den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden: Den Eltern bei der Gartenarbeit helfen, mit den Geschwistern spielen, in der ren können. Gleichzeitig besteht die Gefahr, Schule nicht versagen, auf eine Party gehen dass aufgrund einer intensiven Beschäfti-oder mit dem Smartphone mit Freunden gung mit dem Sport andere Bereiche an kommunizieren, für die Musikstunde üben den Rand rücken. Aufgrund der unter-usw. (s. Abb. 9.1). Dabei sind Rollenkon- schiedlichen Anforderungen und Sichtwei-flikte vorprogrammiert ~ jene Konflikte zwi- sen sind Kinder immer „als Ganzes" zu be-schen den verschiedenen Erwartungen, die trachten, denn jede Veränderung in einem zum Abbruch einer sportlichen Karriere füh- Bereich hat Auswirkungen auf die anderen.

 

 

Mentale Gesundheit

Die Inhalte zur mentalen Gesundheit wurden von den Jugendbotschafter*innen Sportpsychologie der Deutschen Leichtathletik-Jugend erarbeitet. Sie können für Workshops rund um das Thema „Mentale Gesundheit“ angefragt werden und stellen unter anderem auf dem Instagramkanal der Deutschen Leichtathletik-Jugend (dlv_jugend) die Inhalte für den „Mental Monday“ zur Verfügung. 

Alle Informationen zu den Jugendbotschafter*innen Sportpsychologie gibt es hier.


Ziele setzen

Warum ist es sinnvoll, sich Ziele zu setzen? Welche Arten von Zielen gibt es? Ist eines besser als das andere? Was steht eigentlich hinter meinen Zielen? Wie setze ich meine Ziele am besten um? Was, wenn Hindernisse auf dem Weg auftreten und ich das Ziel vielleicht nicht erreiche? Und was, wenn alle Ziele erfüllt sind? 
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Ziele geben uns eine Richtung in unserem Leben vor, helfen uns zu fokussieren und können sowohl die Motivation fördern als auch sinnstiftend wirken. Sich gute Ziele zu setzen, kann dabei helfen, langfristig Veränderungen zu bewirken, Ziele auch zu erreichen und Erfolge zu feiern. Dies kann wiederum die Zufriedenheit, Erfüllung, das eigene Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit stärken. Unrealistische, zu starre oder unerreichbare Ziele können hingegen zu Stress und Frustration führen.
 

Praktische Übung:

Nimm dir ein Stück Tesafilm, springe an einer Wand hoch und befestige es so hoch, wie es geht. Tue dies ein zweites Mal. Bist du beim zweiten Mal höher gekommen?

Die meisten Menschen erzielen beim zweiten Versuch eine höhere Leistung, obwohl sich in den paar Sekunden zwischen den Versuchen vermutlich nichts an der Sprungkraft geändert hat. Was sich jedoch geändert hat, ist, dass sie einen Ankerpunkt, ein Ziel haben, das sie erreichen möchten. Diese kleine Übung verdeutlicht den Einfluss von Zielen.

Notiere doch nun einmal selbst ein Ziel für die nächste Saison und versuche es so konkret und realistisch wie möglich zu formulieren.
 

Hinweis für Trainer:innen:

Ziele können die Motivation, Konzentration und persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern. Daher kann es sich anbieten, am Anfang der Saison gemeinsam Ziele für die nächste Saison zu erarbeiten. Achtet dabei auf:

  1. Klare und spezifische Ziele, z.B. „Ich möchte nächstes Jahr am Ende der Saison mindestens 4.65m weit gesprungen sein.“
  2. Realistische Ziele und Einplanung von Hindernissen, d.h. die Ziele sollten zwar herausfordernd, aber dennoch erreichbar sein und potenzielle Hindernisse sowie der Umgang damit sollten mitgeplant werden
  3. Langfristige Ziele in kurzfristige Ziele umwandeln, d.h., von der Teilnahme an olympischen Spielen (Aktive) über Teilnahme an internationaler (z.B. U20) und deutscher Jugendmeisterschaft (z.B. U16) hin zu der Verbesserung der Sprintzeit um eine halbe Sekunde im Laufe des nächsten Jahres (z.B. U14) und zwei- bis dreimal die Woche regelmäßiges Training (z.B. U12)
  4. Ziele an die Situation, eigene Interessen und Werte anpassen, d.h. beispielsweise bei Verletzungen die Ziele überarbeiten und Kinder und Jugendliche ermutigen, Ziele selbst zu wählen 
  5. Reflektion von Fort- oder Rückschritten, d.h. in regelmäßigen Abständen überprüfen, wo Kinder und Jugendliche bei der Zielerreichung aktuell stehen, was in Zukunft anders oder besser gemacht werden soll und was beibehalten werden kann. Wichtig: Fehler und Rückschläge sind ganz normal und gehören dazu!
  6. Vielfalt der Ziele: Ziele sollten sich nicht nur auf einen Rang oder eine bestimmte Leistung am Ende der Saison konzentrieren, sondern können sich auch auf andere Werte wie z.B. Fleiß, Fair Play, Teamwork und die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beziehen.
  7. Mit den Eltern und Umfeld über Ziele und Entwicklungsschritte sprechen.

Konzentration

Stelle dir vor, du stehst auf der Hochsprunganlage, gleich ist dein nächster Versuch. Dein Name wird aufgerufen und du gehst zu deiner Markierung. Lässt du dich durch Zuschauer*innen, den Startschussknall auf der anderen Seite des Stadions oder Gedanken, wie „Hoffentlich geht das nicht schief!“, ablenken? Oder bist du voll konzentriert und auf deinen nächsten Sprung fokussiert?
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Konzentration kann uns dabei helfen, Aufgaben und Probleme effektiver zu bewältigen und damit die Leistung steigern. Dies kann sich wiederum positiv auf den eigenen Selbstwert und die mentale Gesundheit auswirken. Konzentrationsprobleme können hingegen zu Stress führen oder direkt auf mentale Gesundheitsprobleme hinweisen (z.B. ADHS, Depression). 
 

Praktische Übung:

Notiere über einen längeren Zeitraum einmal, was dich ablenkt und wann es dir schwerfällt, dich zu konzentrieren. Überlege gleichzeitig auch, in welcher Situation dein Fokus wo sein sollte.

Trainiere regelmäßig deine Aufmerksamkeitslenkung, indem du bewusst deinen Fokus wechselst.
 

Hinweis für Trainer:innen:
  1. Klare, kurze und verständliche Anweisungen und Erklärungen
  2. Ablenkungen reduzieren
  3. Wechsel zwischen Konzentrationsphasen und Erholung
  4. Aufgaben wechseln, um Interesse und Motivation aufrechtzuerhalten.
  5. Regelmäßige, kurze Pausen
  6. Konzentriertes Training loben und beispielsweise mit Abschlussspiel belohnen.
     

Selbstvertrauen

Kennst du das Gefühl, dass manchmal einfach alles zusammenpasst? „Andere Athlet*innen? – An die denke ich gar nicht. Selbstzweifel? – Wieso denn? Ich bin in Topform.“ Manchmal, z. B. nach Misserfolgen, kann unser Selbstvertrauen aber auch leiden.

In diesem Workshop lernst du, was Selbstvertrauen ist und wie du dein Selbstvertrauen steigern kannst. 
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Selbstvertrauen kann die mentale Gesundheit fördern, da Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen tendenziell oft ein positiveres Selbstbild haben, besser mit Herausforderungen um gehen, offener in sozialen Beziehungen sind und bessere Leistungen erzielen, da sie z. B. an ihre Fähigkeiten glauben. Wichtig dabei ist, dass ein übersteigertes Selbstvertrauen auch problematisch sein kann, da es z. B. risikoreiches Verhalten begünstigt. Es kommt also auf die Balance und eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten an.
 

Praktische Übung:

Notiere dir jeden Abend/ jede Woche einen kleinen (z.B. auch den letzten Lauf bis zum Ende durchgezogen) oder größeren (z.B. neue persönlich Bestleistung) Erfolg. 
 

Hinweis für Trainer:innen:
  1. Hebe positive Eigenschaften und Ergebnisse hervor, gib positives und konstruktives Feedback. Achte dabei darauf, auch Anstrengungen zu bestärken und nicht nur auf Ergebnisse zu schauen.
  2. Lege realistische Ziele fest und gestalte das Training sowie die Auswahl der Übungen so, dass Athlet:innen individuell und im Team immer wieder Erfolge feiern können.
  3. Lege einen Fokus auf die Stärken der Kinder und Jugendlichen. Dies kann sportlicher Natur sein (z.B. schnell laufen können) oder persönlicher (z.B. Unterstützung von anderen im Team)
  4. Gestalte das Training so, dass Kindern und Jugendliche, auch mal Aufgaben selbstständig bewältigen können.
  5. Gehe mit gutem Beispiel voran und lebe einen positiven Umgang mit Herausforderungen und Misserfolgen vor.
  6. Fördere den Teamgeist und schaffe ein Klima, in dem sich Kinder gegenseitig unterstützen.
  7. Achte auch auf die Körpersprache von Athlet:innen.
     

Achtsamkeit

Was haben Lebron James, Novak Djokovic, die Hahnertwins und Malaika Mihambo gemeinsam? Sie sind Leistungssportler*innen und führen regelmäßig Achtsamkeitsübungen durch. Denn: Regelmäßige Achtsamkeitspraxis hat zahlreiche positive Auswirkungen, darunter z. B. eine bessere Konzentrationsfähigkeit und Emotionsregulation, besserer Schlaf und weniger Stress. 
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Achtsamkeit und achtsamkeitsbasierte Interventionen wirken sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit aus. In verschiedenen Studien konnte z. B. festgestellt werden, dass Stress, Ängstlichkeit und Depressivität bei regelmäßiger Achtsamkeitspraxis ab- und das Wohlbefinden sowie die physische und psychische Gesundheit zunehmen. Achtsamkeit kann dabei helfen, eine akzeptierende Haltung gegenüber sich selbst und anderen zu entwickeln. Indem Menschen lernen, im Hier und Jetzt zu sein und ihre Aufmerksamkeit zu lenken, können sie sich zudem von belastenden Gedanken lösen, negative Denkmuster durchbrechen und ihre Emotionen (z. B. bei Misserfolgen) akzeptieren und besser regulieren. 
 

Praktische Übung:

Achtsamkeit kann formell (z.B., Atemmeditation, Body Scan) oder informell (z.B., achtsam essen) trainiert werden. Eine Möglichkeit, Achtsamkeit zu üben, ist die eigenen Gedanken zu beobachten. Dazu kannst du dich z. B. zwei Minuten hinsetzen und deine Gedanken beobachten. Bewege deinen Finger auf der folgenden Linie immer dann, wenn ein Gedanke an die Vergangenheit (z. B. „Das Training gestern war toll.“) oder die Zukunft („Ich freue mich schon aufs Wochenende!“) dir durch den Kopf geht.

Wichtig: es kann ganz normal sein, wenn deine Gedanken zu Beginn immer hin- und herspringen! Lasse dich dadurch nicht ermutigen, sondern übe weiter!

Aufgabe Ablenkung Bemerken Go-to-Gedanke Neuer Fokus
Atem zählen (Ein – Aus – 1, Ein – Aus – 2 usw.) Gedanken schweifen ab, Eintauchen in Geschichten Planen von Zukünftigem (Mittagessen) „Es ist normal, dass der Geist abschweift.“ Zurück zum Atemzählen
Hochsprunglatte gerissen Impuls, gegen die Matte zu treten Hochsprunglatte gerissen Impuls, gegen die Matte zu treten Wahrnehmung der Körperempfindung im Kopf und Brust „Auf zum nächsten Versuch!“ Anlauf fokussieren
Dein sportliches Setting? ? ? ? ?

Eine einfache Übung ist auch die 5-4-3-2-1-Übung: Konzentriere dich dabei auf fünf Dinge, die du siehst (z. B. Laufbahn, Schuhe) und benenne sie. Fahre fort mit vier Dingen, die du hörst (z. B. andere Menschen, Vögel), drei Dingen, die du spürst (z. B. Muskelspannung, Kälte), zwei Dingen, die du riechst (z. B. Gras) und eine Sache, die du schmeckst (z. B. Kaugummi). Diese Übung kann dir helfen, dich mit dem Hier-und-Jetzt zu verankern.
 

Hinweis für Trainer:innen:
  1. Mit gutem Beispiel vorangehen: Zeige den Kindern und Jugendlichen, dass du präsent bist, und lasse dich nicht selbst z.B. durchs Handy ablenken.
  2. Achtsamkeitsübungen ins Training integrieren (z.B. einfache Atemübungen oder Achtsamkeitsübungen während des Aufwärmens).
  3. Sensibilisierung für Körperempfindungen, Gedanken und Emotionen schaffen: Ermutige Kinder und Jugendliche, auf ihre Körperempfindungen zu achten und Gedanken und Emotionen wahrzunehmen. 
  4. Übung macht den Meister! Nur regelmäßige Übung führt langfristig zum Erfolg

Umgang mit Stress

In jeder Sportart gibt es Situationen, in denen wir mal angespannt sind, Wettkämpfe, vor denen wir nervös sind oder unter Druck stehen. In diesem Workshop lernst du, dass Stress nicht gleich Stress ist und wie du deine eigene Anspannung regulieren kannst. 
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Alle Situationen, die wir als unangenehm und bedrohlich wahrnehmen, werden als „Stressoren“ bezeichnet. Diese Stressoren (z. B. Zeitdruck, Leistungsdruck) können je nach Ressourcen einer Person zu einer Stressreaktion führen (z.B. erhöhter Puls). Akuter Stress kann uns kurzfristig leistungsfähig(er) machen – vielleicht kennst du das aus dem Wettkampf? Wer zu entspannt ist, wird genauso seine Schwierigkeiten haben, wie jemand, der zu angespannt ist. Kurzfristige Stressphasen sind daher meist auch gesundheitlich unbedenklich, wenn die Anspannung abnimmt und eine Erholungsphase einsetzt. Wenn jedoch mehrere Stressoren gleichzeitig auftreten und Erholungsphasen wegfallen, wird die Stressreaktion zunehmend stärker, die Anspannung kann nicht mehr auf ein Normalniveau hinabsinken und chronischer Stress ist die Folge. Dieser kann langfristig die Gesundheit schädigen. Stress gilt daher als ein Risikofaktor für Verschlechterung der mentalen Gesundheit. Wer einen guten Umgang mit dem eigenen Stress findet, fördert damit auch seine mentale Gesundheit!
 

Praktische Übung:

Beobachte einmal, welche Situationen dich typischerweise stressen und woran du merkst, dass du gestresst bist.
 

Ebene Anzeichen
Körperlich z. B. schnellere Atmung, verkrampfte Muskeln, sehr hoher Puls, feuchte Hände, flauer Magen
Kopf z. B.: „Das schaffe ich nie!“
Gefühl z. B. Nervosität, Angst, Wut
Verhalten z. B. unruhiges Umhergehen


Überlege gemeinsam mit Vertrauenspersonen (Familie, Trainer:innen, Freund:innen, Sportpsycholog:innen), was du tun kannst, um deinen Stress zu senken.
 

Hinweis für Trainer:innen:
  1. Vorbild sein und selbst einen guten Umgang mit Stress finden
  2. Hilfe bei der Identifikation von Stressoren
  3. Bewusstsein für Stressreaktion schaffen
  4. Entspannungstechniken
  5. Gleichgewicht zwischen Belastung und Erholung schaffen
  6. Realistische Erwartungen und Ziele setzten (z.B. Fehler wie Übertreten beim Weitsprung als Teil des Lernprozesses)
  7. Offene Kommunikation über Stress fördern
  8. Gesunde Lebensgewohnheiten wie ausreichend Schlaf, körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und Hobbies zum Ausgleich

Selbstgespräche

Anna und Clara stehen beide an der Weitsprunganlage. Sie sind beide bereits zweimal gesprungen und hatten beide einen nicht so guten und einen ungültigen Sprung. Anna denkt: „Mist, wieso kriege ich den Anlauf eigentlich nie hin? Der nächste Versuch wird bestimmt auch nicht klappen, den Wettkampf heute kann ich also wieder vergessen ...“  Clara denkt: „Ich gehe einen Fuß zurück, achte beim nächsten Versuch auf den Wind und lege alle Kraft in den Anlauf und Absprung. Im Training hat auch alles geklappt, ich schaffe das!“

Was meinst du? Wer wird beim nächsten Versuch eher mit Selbstvertrauen loslaufen und eine gute Leistung erzielen? Anna und Clara sind rein fiktiv, dennoch zeigen sie, welchen Einfluss Selbstgespräche auf unser Selbstvertrauen, unseren Fokus und letztendlich unsere Leistung haben können.  In diesem Workshop lernst du, welche Arten von Selbstgesprächen es gibt und wie du sie für dich nutzen kannst. 
 

Bezug zu mentaler Gesundheit:

Um die 60.000 Gedanken gehen jedem Menschen täglich durch den Kopf. Viele davon sind neutral (z. B. „Es ist 12.00 Uhr.“), einige aber auch positiv (z. B. „Ich hab’s geschafft!“) oder negativ (z. B. „Wie konnte ich bloß so blöd sein?). Unsere innere Stimme kann daher sowohl eine Kritikerin, ein Beobachter oder eine Unterstützerin sein. Vor allem ein dauerhaft negativer und kritischer Umgang mit sich selbst, kann die mentale Gesundheit beeinträchtigen. Ein positiver, konstruktiver innerer Dialog hingegen kann das Selbstwertgefühl stärken, bei der Bewältigung von Herausforderungen helfen und die eigenen Emotionen beeinflussen.
 

Praktische Übung:

Beobachte einmal die kommenden Tage, wie du mit dir selbst sprichst. Sind die Gedanken eher positiv, neutral oder negativ? Was sagst du zu dir, wenn du einen Fehler gemacht hast? Was, wenn du erfolgreich gewesen bist? Manchmal kann es auch helfen, die Perspektive eines guten Freundes oder einer Freundin einzunehmen. Was würden sie dir in dieser Situation sagen?
 

Hinweis für Trainer:innen:
  1. Achte auf die eigene Wortwahl, da Kinder und Jugendliche Glaubenssätze und Sprüche übernehmen und verinnerlichen.
  2. Schaffe ein Bewusstsein für den eigenen, inneren Dialog bei Kindern und Jugendlichen. Manchmal können auch verbale Äußerung wie „Ich schaffe das nicht!“ Aufschluss über den aktuellen inneren Dialog geben.
  3. Positive Gespräche ermutigen (z.B. „Du kannst das noch nicht, aber mit weiterem Training bin ich sicher, dass du das lernen kannst.“) und fördern, negative Gespräche umformulieren

Schutz vor Gewalt

Das Schutzkonzept des Deutschen Leichtathletik-Verbandes

Der DLV setzt sich für das Wohlbefinden aller im Verband organisierten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ein. Ihnen soll keine Gewalt und Diskriminierung widerfahren. Sie sollen im Sport Unterstützung und Schutz durch die verantwortlichen Personen erfahren. Besonders schutzbedürftig sind dabei Kinder. 

Sport ist grundsätzlich nicht losgelöst von der Gesellschaft zu betrachten. Somit ist Sport und damit auch die Sportart Leichtathletik integraler Bestandteil der Gesellschaft und die in der Gesellschaft auftretenden Probleme existieren auch im Sport. Dies betrifft auch das Thema Gewalt. In Sportorganisationen mit einer deutlich vermittelten Kultur des Hinsehens ist das Risiko für insbesondere sexualisierte Gewalt deutlich geringer.

Die Sportart Leichtathletik ist in Training und Wettkampf geprägt von Körperlichkeit und auch emotionaler Bindung. Dies äußert sich z.B. in Körperzentriertheit bei sportlichen Aktivitäten, engen Bindungen zwischen Betreuenden/Athleten*innen, spezifischer Sportkleidung, „Umziehsituationen / Duschen“, Fahrten zu Wettkämpfen und Trainingslagern mit Übernachtungen, Ritualen wie Umarmungen bei Begrüßungen oder bei Siegerehrungen etc. Dies stellt ein Risiko für sexuelle Übergriffe dar. Aufmerksamkeit und das Handeln Verantwortlicher muss daher zu einer Kultur werden, die dazu beiträgt, Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor sexualisierter Belästigung und Gewalt zu schützen, sexuelle Übergriffe nicht zu vertuschen und potentielle Tatpersonen abzuschrecken. Als Tatpersonen kommen dabei sowohl Erwachsene gegenüber Kindern/Jugendlichen als auch Kinder/Jugendliche untereinander in Betracht.

Weitere Informationen zu diesem Thema, wie detailliertere Definitionen von Gewalt, geeignete Maßnahmen und Verhaltensleitlinien finden sich im „Schutzkonzept des DLV zur Prävention und Intervention im Zusammenhang mit sexualisierter Belästigung und Gewalt“.
 


Unabhängige Beratungsstellen

Ansprechstelle Safe Sport

Hilfetelefon sexueller Missbrauch

Das „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ ist die bundesweite, kostenfreie und anonyme Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt, für Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern, für Fachkräfte und für alle Interessierten.


Weitere Informationen und Materialien

Deutsche Sportjugend // Kinder- und Jugendschutz

dsj.de: Kinder- und Jugendschutz


Kampagne: „Schieb den Gedanken nicht weg“ von der Bundesregierung

nicht-wegschieben.de

Wettkampfsystem

Inklusion

Praxismaterial